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Spezialwissen über Gleise

Märklin-Modellgleise – eine genauere Betrachtung dieser Exoten

 

Stand: 16.01.2025 07:18

 

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Modellgleis?

Was ist das?

Sind nicht alle Modellbahngleise Modellgleise? – Na ja, eigentlich schon.
Aber das Märklin-Modellgleis ist schon etwas Besonderes.

Es hat schon seinen Grund, dass so mancher für eine 70 Jahre alte Weiche 45 Euro hinblättert.
Oder für ein einzelnes normales Gleisstück 8 Euro.
Oder für ein Kontaktgleis 25 Euro. Plus Versand, versteht sich…

Wir schauen uns hier mal an, was so besonders ist, ob es sich vielleicht lohnt, auf die Jagd zu gehen…

Wie es begann…

Bis 1953 gab es von Märklin nur Metallgleise mit einer durchgehenden Mittelleiter-Schiene.

Dann stellte Märklin ein neues Gleis vor, das „Modellgleis“, ein Quantensprung in der Gleiskonstruktion.

Unter folgendem Link ist eine sehr gute Beschreibung zu finden, die ich hier als Bild zitiere:
Märklin-h0-Forum.de, Faq und Tipps und Tricks, rund ums Gleis, die Märklin-h0-Gleissysteme

 

 

Zitat Ende

 

Welche Gleisstücke gab es?

Anmerkung: Die Tabelle unter dem zitierten Bericht ist in dieser Reproduktion schwer lesbar, enthält Fehler und ist unvollständig. Daher schreibe ich die Tabelle der damals lieferbaren Gleise selbst.

Zunächst schauen wir in den Katalog von 1956:

 

Gerade Gleisstücke

Nummer
bis 1956

Nummer
nur 1957

Bezeichnung

Länge

3900 BSD

5055

Gerades Kontaktgleisstück

224 mm

3900 D 1/1

5056

Gerades Gleisstück

224 mm

3900 D 1/2

5057

Gerades Gleisstück

112 mm

3900 D 1/4

5058

Gerades Gleisstück

56 mm

3900 D 1/7

5059

Gerades Gleisstück

32 mm

3900 D 1/8

5060

Gerades Gleisstück

28 mm

3900 DA

5061

Gerades Anschlussgleisstück

224 mm

3900 DE

5062

Gerades Ergänzungs-Gleisstück

115 mm

 

 

Hinweis: Das gerade Ergänzungs-Gleisstück wird im Gleisplanungsprogramm SCARM, das ich hier für die Grafiken benutze, als 3900 DÅ bezeichnet.

Der sichtbare Unterschied zwischen 3900 DE zu 3900 D 1/2 ist ein um 3 mm breiterer Schwellenabstand auf der Hälfte des um 3 mm längeren Gleisstückes.

 

Der Nutzen des Ergänzungs-Gleisstücks ist in folgenden Gleisplänen zu erkennen:

An einer Gleisverbindung mit zwei Weichen oder einer Weiche und einer Kreuzung sorgt es dafür, dass beide Gleise in einer Linie enden.

 

 

Gleisbögen

Nummer bis 1956

Nummer 1957

Bezeichnung

Radius
gebogenes Gleis

Bogen- winkel

3800 A 1/1

5040

Gebogenes Gleisstück

535 mm

22,5°

3800 A 1/2

5041

Gebogenes Gleisstück

535 mm

11,25°

3800 BSA

5042

Kontaktgleisstück gebogen

535 mm

22,5°

3900 A 1/1

5050

Gebogenes Gleisstück

585 mm

22,5°

3900 A 1/2

5051

Gebogenes Gleisstück

585 mm

11,25°

3900 A 1/4

5052

Gebogenes Gleisstück

585 mm

5,625°

3900 AA

5053

Gebogenes Anschlussgleisstück

585 mm

22,5°

3900 BSA

5054

Kontaktgleisstück gebogen

585 mm

22,5°

 

Die Gleisbögen 3800 und 3900 sind deutlich größer als jene des M-Gleises.

Der Bogenwinkel der 1/1-Bögen ist 22,5°, daher braucht an 8 Gleisstücke für einen Halbkreis.

 

Der folgende Gleisplan zeigt die Proportionen.

Zur Illustration habe ich ein paar kurze Vierachser draufgestellt.

 

 

In dem oben zitierten Artikel ist von R4 und R5 die Rede. Ich spreche eher von R3+ und R4+.

Als Nächstes der Vergleich mit dem C-Gleis (grün) und dem K-Gleis (blau):

 

 

 

Weichen, Kreuzung und Zubehör

Nummer bis 1956

Nummer 1957

Bezeichnung

Länge
gerades Gleis

Radius Bogen

Bogen- winkel

3900 K

5063

Kreuzung

203,3 mm

 

16,875°

3900 MW

5064

elektromagn. Weichenpaar
mit je 1x 3900 ZL und 3900 ZR

224 mm

585 mm

16,875°

3900 MWL

5065

elektromagnetische Weiche
links allein

224 mm

585 mm

16,875°

3900 MWR

5066

elektromagnetische Weiche rechts allein

224 mm

585 mm

16,875°

3900 ZD

5067

Zusatzgleisstück gerade

56 mm

 

 

3900 ZL

5068

Zusatzgleisstück links

 

585 mm

5,625°

3900 ZR

5069

Zusatzgleisstück rechts

 

585 mm

5,625°

461 B

---

Puffer mit beleuchteter Laterne

56 mm

 

 

 

Die Weichen haben denselben Radius (585 mm) wie die Bögen mit 3900-Nummern, aber nur 3/4 dieses Bogenwinkels des 1/1-Bogens (der hat 22,5°). Der Abzweig endet dadurch so früh, dass daran kein normales Gleisstück passt.

Es stehen dafür 3 Zusatzgleisstücke zur Verfügung:

Man kann die linke Weiche mit dem Zusatzgleisstück ZL auf 22,5° ergänzen und die rechte mit ZR.

Man kann auch den originalen Winkel von 16,875° nutzen mit dem Zusatzgleisstück ZD (extrem rar und teuer!).

Und – das ist interessant – man kann ein linkes Zusatzgleisstück an die rechte Weiche stecken oder ein rechtes an die linke Weiche. Das reduziert den Weichenwinkel auf 11.25°. Allerdings ergibt sich beim Überfahren eine ganz leichte Schlängelbewegung des Zuges.

Wenn man den Gegenbogen ohne Zwischengerade direkt an die Weiche bzw. an das Zusatzgleisstück steckt, ergeben sich diese Gleisbstände bei den verschiedenen Kombinationen:

 

 

Die Kreuzung dient dazu, das Nachbargleis zu überqueren, beispielsweise bei einem Abzweig oder einem Gleisanschluss. Deshalb hat sie denselben Winkel.

Hier erkennt man die Einschränkung, die der Zwang zur Verwendung der Zusatzgleisstücke bringt:

Am Abzweig der Weiche und an den Gleisenden der Kreuzung muss immer ein Zusatzgleisstück gesteckt werden.

TIPP: Mit handwerklichem Geschick kann man sicher auch die Bettung anderer Gleise anpassen.

 

Der Prellbock

Es war das erste Mal, dass ein Prellbock dieser Konstruktion im Märklin-Programm erschien.

Grundlage war das gerade 1/4-Gleisstück 3900 D 1/4.

 

 

Und jetzt schauen wir genau hin…

 

Zunächst betrachten wir die aufwändige Grundkonstruktion.

Das Blech-Schotterbett hat für jede Schwelle einen Durchbruch

 

Die Schwellen sind Teil eines Kunststoffeinsatzes, der von unten mit umgebogenen Blechlaschen im Bett gehalten wird.

 

Die 1/1 Gleisstücke (Gerade wie Bögen) haben 2 Einsätze mit je der halben Gleisstücklänge. Das wird wohl fertigungstechnische Gründe haben und vorratswirtschaftliche. So haben die 1/1- und das 1/2-Gleisstücke die gleichen Einsätze.

 

Die geraden 1/4-, 1/7- und 1/8-Gleisstücke haben eigene Einsätze. Das Ergänzungs-Gleisstück 3900 DE hat 2 Einsätze des 1/4-Gleisstückes.

 

Die Hohlprofil-Schienen (die Weichen haben Vollprofil) liegen oben auf den Schwellen auf.

 

Gehalten werden sie von umgebogenen Metallnasen, die von unten durch die Schwellen ragen. Die Nasen sind Teil eines durchgehenden Metallbandes, das an der Unterseite des Einsatzes liegt.

So ist jede Schiene gegen die andere und gegen den Gleiskörper isoliert.

 

An der letzten Schwelle sind die Schienen nicht befestigt, weil dort an der einen Schiene die Verbindungslasche ist und an der anderen der Freiraum für die Verbindungslasche der anzusteckenden Schiene.

 

An der vorletzten Schwelle ist eine kräftigere Kralle angebracht, vermutlich, um die erhöhten Kräfte beim Zusammenstecken abzufangen.

 

Bei vielen Gleisstücken befindet sich eine Metallbrücke zwischen den Schienen, so dass dann beide Schienen elektrisch verbunden sind.

 

Die Brücke ist nicht bei allen Gleisstücken vorhanden. Es gibt zwei Generationen – darauf komme ich bei der Beschreibung des Mittelleiters zurück. Die der ersten Generation haben keine Brücke mit Ausnahme der Anschluss- und Kontaktgleise, die zweiten nicht immer. Bei Bögen der 3800er Form finde ich die Brücke auch mal am anderen Ende.

Die 1/4- (Geraden und Bögen), 1/7- und 1/8-Gleisstücke sowie die geraden Ergänzungs-Gleisstücke 3900 DE und die Zusatzgleisstücke 3900 ZD, ZL und ZR haben generell keine Brücke.

Diese Brücke findet man im C-Gleis wieder.

 

Bei den Anschlussgleisstücken ist die Brücke Anschlusspunkt für das Massekabel.

 

Bei Kontaktgleisstücken gibt es an beiden Enden Brücken.

 

Eine Schiene ist hier an zwei Stellen durchtrennt und parallel dazu das Metallband an der Unterseite. So entsteht ein Schienenstück, das keine elektrische Verbindung zum restlichen Gleis hat.

 

In der Mitte des isolierten Schienenstückes ist ein Anschlussteil mit 2 Buchsen in den Gleiskörper eingesetzt. Die Buchsen sind am isolierten Schienenstück angeschlossen.

 

TIPP: Man kann auch ein normales Gleisstück in ein Kontaktgleisstück verwandeln: Man durchtrennt die Brücke, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Dann lötet man eine Anschlussleitung an eine der Schienen und ersetzt an dieser Schiene und an der anschließenden Schiene die Verbindungslaschen durch Isolier-Schienenverbinder, die es bei Fleischmann (Nr. 6403 oder 6433) und bei Roco (Nr. 42611) gibt. Fertig!

 

Es gibt – wie erwähnt – zwei Generationen des Modellgleises.

Das primäre Kennzeichen ist die Art der Mittelleiter-Verbindungszunge.

Die erste Generation hat kleine Kupferzungen, die zweite Generation breite und etwas längere vernickelte Zungen.

 

Anmerkung: Bei unseren M-Gleisen kann man beim Zusammenstecken zuerst die Mittelleiter-Zungen in die gewünschte Überlappung bringen, bevor man die Schienen-Laschen einfädelt.

Die Kupferzungen der Modellgleise sind so kurz und die Schienen-Laschen so lang, dass man zuerst die Schienen-Laschen einfädeln muss und dann nur mit Problemen die Oben-Unten-Lage der Kupferzungen bestimmen kann.

Die vernickelten Zungen der zweiten Generation sind länger und bedeutend stabiler als die Kupferzungen. Dadurch ist das Zusammenstecken, wie wir es gewöhnt sind, möglich.

 

 

Wenn man die M-Gleise mit den Modellgleisen optisch vergleicht, fällt auf, dass die Punktkontakte der Modellgleise viel unauffälliger sind. Die Schwellen sind schöner, die Oberfläche ununterbrochen. Die Optik des M-Gleises zwischen 1956 bis 1981 (Bildmitte) war deutlich schlechter. Erst die Ausführung ab 1982 (oben) kam dem Erscheinungsbild des Modellgleises näher. Deshalb verwende ich im sichtbaren Bereich nur die obere Ausführung und in den Bögen Modellgleise oder mein M-Flex-Gleis.

 

Der Mittelleiter ist ein Stahl-Kamm, der in einem Stück von der ersten bis zur letzten Schwelle reicht.

 

Bezogen auf den Kunststoffeinsatz bzw. die ‑einsätze fehlen die zweiten und vorletzten Puko-Nasen. An diesen Stellen sind von oben Puko-Einsätze in die Schwellen eingelassen, die an der Unterseite Nasen haben, mit denen der Puko-Kamm befestigt ist. Gleisstücke mit zwei Kunststoffeinsätzen haben daher 4 Befestigungen des Puko-Kamms, Gleisstücke mit einem Kunststoffeinsatz 2 Befestigungen.

An den Mittelleiter-Befestigungen an den Gleisstück-Enden, also an der zweiten bzw. vorletzten Schwelle, sind die Mittelleiter-Verbindungszungen zusammen mit dem Mittelleiter-Kamm befestigt.

 

Ein interessantes Formdetail der Bögen:

Der Blech-Gleiskörper hat an den unteren Kanten eine 2 mm breite Abkantung, auf der das Gleis auf dem Tisch aufliegt. Das kenne wir von den älteren M-Gleisen.

 

Der Unterschied zu den M-Gleisen ist, dass diese Abkantung Lücken hat. Das ermöglicht es, mit geringem Aufwand die Bogenaußenkante um diese 2 mm zu erhöhen, den Bogen zu „überhöhen“, indem man die Abkantung wieder zurückbiegt.

Das abgebildete Gleis fand ich in einem Konvolut so vor.

 

 

Nun betrachten wir die Weichen genauer:

 

Wie erwähnt, haben die Weichen Vollprofilschienen.

 

Der Radius des Abzweiges ist 585 mm, der Bogenwinkel ist 3/4 des normalen Modellgleis-Bogens. Kürzer geht’s nicht. Diese Weichengestaltung wurde von Märklin erst 1975 mit der M-Gleis-Weiche 5137 bis 39 wieder aufgegriffen.

 

 

Die Radlenker sind aus Metall, sehr solide und mit ca. 2 mm Abstand zur Schiene deutlich wirkungsvoller als jene bei den M-Gleis-Weichen.

 

Die Weichenlaterne ist annähern identisch mit denen der M-Gleis-Weichen jener Zeit.

Die Abdeckung der Magnetspulen ist ein wenig … unschön.

 

Die Konstruktion der Weichenzungen verdient besondere Aufmerksamkeit:

 

Beide Zungen haben eigene Drehlager. Diese Bauart nennt sich Drehstuhlweiche und wird noch heute bei Straßenbahnweichen verwendet.

 

Die Zungen sind vorbildgerecht zum Ende hin verschlankt, die Backenschienen haben Aussparungen zur Aufnahme der Zungen.

Bewegt werden die Zungen durch einen Schieber in der Mitte der Zungen, dort wo eine Schwelle fehlt.

 

Die Kürze des abzweigenden Gleises erfordert spezielle Anschlussstücke. Das aufwändige Innere der Weiche verhindert eine so einfache Lösung, wie sie bei den M-Gleis-Weichen 5137 bis 39 gewählt wurde (Dort passt fast jedes Gleisstück).

 

Zwei Weichen passen mit ihren abzweigenden Schenkeln direkt aneinander. Ebenso passt die Kreuzung des Modellgleis-Systems direkt an die Weiche.

 

Wir schauen uns nun die Weiche von unten an:

 

Der Antrieb ist abgedeckt, wie man es auch bei M-Gleis-Weichen gewohnt ist.

Die Mittelleiter sind in 4 Teilen im Kunststoff-Einsatz gelagert und mit einer roten Leitung verbunden.

Die blanke Kontaktfläche rund um das  Herzstück ist mit einer braunen Leitung angeschlossen.

Der oben erwähnte Schieber zur Bewegung der Zungen wird durch einen einfachen starren Draht bewegt. Die Form des abgeknickten Drahtes erzeugt die Bewegung des Schiebers. Die Elastizität des Drahtes erlaubt das Aufschneiden der Weiche.

 

Ein einfacher geknickter Draht, geradlinig durch ein Loch geschoben …
genial einfach.
Keine Feder, die ausleiern, brechen oder verloren gehen kann.

 

Fazit:

Wenn man mit Geduld und Vernunft den Markt beobachtet, kann zu Preisen, die man für neue C-Gleisstücke bezahlen muss, die Modellgleise erwerben.

Wer ungeduldig ist oder markellose Stücke haben will, kann ein vielfaches bezahlen.

Die Modellgleise sind voll kompatibel zum M-Gleis-System, aber auffällig schöner als dieses.

Weichen und Bögen sind konkurrenzlos im M-Gleis-System. Deshalb sind sie für mich erste Wahl im sichtbaren Anlagen-Bereich.

 

 

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