MÄRKLIN H0 konventionell fahren und elektromechanisch automatisieren

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Märklin-H0-Wissen

Das allererste Grundwissen über konventionell gesteuerte Märklin‑H0‑Modellbahnen  

Radsätze – Tauschen? Wenn ja, warum?

Stand: 15.01.2025 20:16

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Die Frage, ob man bei NICHT-Märklin-Fahrzeugen die Radsätze austauschen muss bzw. sollte, wird sehr häufig gestellt.

Mit dieser Seite verfolge ich das Ziel, so viele Informationen wie möglich darüber zu sammeln, dass jeder für sich entscheiden kann, ob sich die Investition lohnt oder andere Maßnahmen in Frage kommen. Eine vollständige Aufstellung aller Aspekte erscheint unmöglich.

 

Begriffe

Der Fachmann spricht von "Radsatz", nicht von "Achse".
Du kannst gern weiter "Achse" sagen, ich benutze hier die Fachbegriffe. (Definition: Eine Achse ist stillstehend und das Rad ist auf ihr drehbar gelagert. Beim Radsatz sitzen die Räder fest auf der "Welle", die sich synchron mit den Rädern dreht und Drehmomente überträgt.)

Weiterführende Informationen zum Vorbild

Grundlage zum Modell-Radsatz siehe NEM 310.
Im Folgenden zitierte Normen

 

Nun zur Frage, warum man Radsätze tauschen muss oder sollte:

Es gibt zwei grundsätzliche Gründe, die einen Radsatztausch notwendig oder sinnvoll machen:

1.              die elektrische Leitfähigkeit der Märklin/Wechselstrom/AC-Radsätze

2.             die Geometrie der Märklin-Radsätze

 

Der elektrische Grund

Märklin-H0 ist das einzige Gleissystem, bei dem die beiden Schienen dieselbe elektrische Funktion haben.

Bei Zweileiter-Gleisen sind die Schienen plus und minus, bei Märklin sind sie beide "Masse". Daher spielt es zunächst keine Rolle, ob ein Radsatz leitend ist oder nicht.

Wenn man allerdings "Kontaktgleise" verwendet, ist die Leitfähigkeit zwingend notwendig. Siehe hierzu meine Seite "Gleise mit Funktion".

Man überlege aber, ob genau dieser Wagen ein Kontaktgleis auslösen soll oder ob es reicht, wenn der erste und letzte Wagen des Zuges dies tut. So kann man viele Umrüstungen sparen.

 

Der geometrische Grund

Die Modellbahn-Normen NEM legen Formen und Maße für Rad und Schiene fest.

NEM 110: Gleise und Weichen, Spurführungsmaße

NEM 120: Schienenprofile und Laschen

NEM 124: Weichen und Kreuzungen mit festen Herzstücken

NEM 127: Feste Doppelherzstücke gerader Kreuzungen

NEM 310: Radsatz und Gleis

NEM 311: Radreifenprofile

NEM 313: Wagenradsatz für Zapfenlager

NEM 314: Wagenradsatz für Spitzenlager

Märklin legt diese Normen sehr großzügig aus, überschreitet Toleranzen häufig wesentlich.

Das führt dazu, dass Räder mit NEM-konformem Profil entgleisen, unzureichend geführt werden, auf die Herzstückspitzen auflaufen.

 

Märklin-Radsätze haben eine etwas engere Spur - das vermeidet das Auflaufen auf der Herzstückspitze.
NEM 310 nennt 14,4 bis 14,6 mm zwischen den Radscheiben. Märklin empfielt 14,1 mm.

Zum Messen braucht man einen guten Messschieber (eine Schieblehre), für Leute mit schlechten Augen gibt es solche mit Digitalanzeige.

Die Firma Fohrmann-Werkzeuge GmbH bietet eine Kontroll-Lehre an.

Der handwerklich Geübte kann sich Ähnliches selbst herstellen.

Es fällt auf, dass die Fohrmann-Lehre für Märklin das Maß 13,8 mm hat. Wie erwähnt, empfiehlt Märklin aktuell 14,1 mm.

Das Einstellen des Radabstandes erfordert besondere handwerkliche Fähigkeiten oder eine geeignete Vorrichtung.

Fohrmann bietet ein Radsatz Richtgerät an.

Auch eine solche Vorrichtung kann der versierte Bastler selber bauen.

 

Die Radlenker an Märklin-Weichen verdienen ihren Namen nicht - der Abstand zur Schiene ist deutlich zu groß. Es gibt Methoden, das zu verbessern.

Ich benutze die Stahlstreifen aus der Führung ausgedienter Scheibenwischerblätter.

Sie haben genau die Breite und Dicke, die für die Korrektur der Radlenker benötigt wird. Abschneiden, die Enden zurecht biegen, entgraten, ankleben.

Hier hatte ich versucht, den Kunststoff-Radlenker zurecht zu biegen, was aber misslang, er brach ab. Mit Sekundenkleber hält die neue Führung.

 

Andere schneiden dafür Streifen aus alten Scheckkarten.

 

Märklin-Radsätze sind für Märklin-Gleise optimiert.

Die Spurkränze sind deutlich größer als in der NEM vorgegeben; das schafft Betriebssicherheit.

 

Ein Beispiel: Mein sechsachsiger Tieflader von Roco entgleiste an vielen Stellen.

Die Original-Radsätze: Laufkreisdurchmesser 9mm, Spitzenlagerung, Wellenlänge 24,7mm, Metallwelle - Kunststoff-Radkörper - Metallreifen.

Da ich nur 4 passende AC-Radsätze da hatte, habe ich nur den jeweils 1. und 3. Radsatz eines Drehgestells ausgetauscht.

Man kann nun sehr gut die Unterschiede erkennen.

Der Wagen läuft nun einwandfrei.

 

Es gibt aber auch noch Billig-Radsätze aus Kunststoff oder mit Kunststoffrädern, die auch oft ihrer eigenen Wege gehen.

Kunststoffräder sind sehr leicht und haben eine bedeutend größere Reibung an der Schiene, neigen daher zum Aufklettern.

Voll-Kunststoff-Radsätze haben erhöhte Reibung an den Lagerstellen.

Die zugehörigen Wagen sind ebenfalls sehr leicht, weil Kunststoff-Radsätze nur wenig belastbar sind.

Die Kombination von Metall-Radsätzen und Ballast bringt oft gut nutzbare Wagen.

Eine besondere Klasse stellen die Radsätze von TRIX Express Wagen dar. Diese klobigen Räder klemmen an der ersten Weiche. Hier ist der Austausch unumgänglich.

 

Wie bekomme ich einen Radsatz aus seiner Lagerung?

Aus NEM 313 und NEM 314 kann man entnehmen, dass die Radsatzwellenenden Luft in den Lagerstellen haben (sollen).

Zum Herausnehmen des Radsatzes drückt man ihn fest in Richtung des einen Lagers, wodurch er gegenüber nur noch gering hineinragt.

Wenn man nun das gegenüberliegende Lager etwas nach außen biegt, kann man dort das Wellende herausschwenken.

Es gibt Konstruktionen, bei denen die Radscheibe beim Verkanten in der Bodenplatte verklemmt; dann ist etwas Geschicklichkeit notwendig...

Weiter unten komme ich auf das Thema der Lagerluft noch einmal zurück.

 

Wie finde ich Radsätze für Märklin?

Radsätze, die für das Märklin-System gedacht sind (Räder elektrisch leitend verbunden), findet man unter Verwendung folgender Stichworte:

  • Märklin (-Achse, -Achsen, -Radsatz, -Radsätze, -Räder)
  • Wechselstrom (-Achse, -Achsen, -Radsatz, -Radsätze, -Räder)
  • AC (-Achse, -Achsen, -Radsatz, -Radsätze, -Räder)

(Laufkreis-)Durchmesser und (Wellen-)Länge werden nicht immer angegeben, die Form der Wellenenden dagegen fast immer.

Leitende Radsätze können ausschließlich nur im Märklin-H0-System verwendet werden; in allen anderen Gleissystemen erzeugen sie einen Kurzschluss.

 

Hersteller bzw. Lieferanten von Radsätzen:

Neben Märklin bieten auch einige andere Hersteller leitende Radsätze an.

Ich habe bisher welche von Fleischmann, Tillig, Roco, Liliput, Brawa, Piko, Rivarossi, Kibri, Trix gesehen oder im Bestand.

Ich habe den Eindruck, dass Nicht-Märklin-Radsätze billiger verkauft werden als die "Originalen".

Es gibt aber auch Anbieter mit Apothekenpreisen, bei denen man allerdings exakt das bekommt, was man gerade benötigt.

 

Wie beschreibe ich den Radsatz, den ich suche?

Drei Merkmale muss man bei einem Radsatz ermitteln, damit man den richtigen Ersatz findet:

1.              Laufkreisdurchmesser (Durchmesser der Lauffläche), denn z.B. die Höhenlage der Kupplung und der Puffer ändert sich mit der Änderung des Raddurchmessers. Die Bremsbacken sind auf diesen Durchmesser abgestimmt. (Übrigens: Da wir gerade so genau hinschauen - Es gibt Waggons ohne Bremsen. Also nicht wundern, wenn keine Bremsbacken vorhanden sind.)

2.             Form der Wellenenden, je nach Alter des Fahrzeuges

3.             Wellenlänge, denn die Lagerstellen haben je nach Hersteller verschiedene Abstände, obwohl die NEM 313 und NEM 314 sie festlegen.

 

zu 1. Laufkreisdurchmesser:

Grundlagen:

Die Laufkreisdurchmesser bei GÜTERWAGEN sind im Original zwischen 870 und 923mm (gefunden bei wagonspares.com).

Das entspricht in 1:87 zwischen 10 und 10,6mm.

Für die Laufkreisdurchmesser bei PERSONENWAGEN im Original fand ich Maße zwischen 330 und 1250mm (gefunden bei verschiedenen Quellen). Das entspricht in 1:87 zwischen 3,8 und 14,4mm.

Die NEM nennt keinen Durchmesser.

Man findet bei den Modellen eine Vielzahl von Laufkreisdurchmessern:

Bisher begegnet sind mir:

4,8 mm

Rollende Landstraße

7,5 mm

z.B. Roco Tiefladewagen

9,0 mm

 

9,6 mm

 

10,2 mm

 

10,3 mm

 

10,4 mm

Märklin

10,5 mm

 

10,7 mm

 

10,8 mm

Kleinbahn, Märklin

11,0 mm

Piko, Röwa, Liliput, Hornby, Fleischmann, Lima, Jouef

11,2 mm

Fleischmann

11,3 mm

Lima

11,4 mm

Piko, Lima

12,0 mm

Märklin Blech-Reisezugwagen

(Diese Liste ergänze ich soweit ich weitere Varianten entdecke)

 

zu 2. Form der Wellenenden:

Fahrzeuge aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg bis ca. 1958 haben (oft) "Stummelachsen"

Nach dem 2. Weltkrieg kamen die überdrehten Stummelachsen auf, nach NEM 313 Zapfenlagerung genannt, oft auch Nadellager genannt.

Modernere Fahrzeuge haben Spitzenlagerungen nach NEM 314.

Vereinzelt gibt es auch innengelagerte Radsätze ohne überstehende Wellenenden, z. B. beim mittleren Radsatz der dreiachsigen Abteil- und Umbauwagen.

 

zu 3. Radsatzwellenlänge:

Nach NEM 313 sollen die Radsatzwellen mit Zapfenlagerung 25,5 ±0,2mm lang sein, also zwischen 25,3 und 25,7mm.

Ich finde in meiner Sammlung z.B. 26,0mm bei Märklin Blech-Reisezugwagen

Nach NEM 314 sollen die Radsatzwellen mit Spitzenlagerung 24,5 ±0,2mm lang sein, also zwischen 24,3 und 24,7mm.

Ich finde in meiner Sammlung z.B. 24,0mm bei Güterwagen von Klein Modellbahn.

Wenn man die Zeichnungen in NEM 313 und NEM 314 genau betrachtet, erkennt man, dass die Radsatzwellen kürzer sein müssen als die Aufnahmen am Wagen.

Wenn diese Aufnahme aus Metall ist, kann man oft den Abstand der Lagerstellen durch verbiegen justieren; man kann dann etwas längere oder Kürzere Radsatzwellen einsetzen.

Wenn diese Aufnahme aus Kunststoff ist, hat man keine Chance, man muss die exakte Länge beschaffen. Und das kann schwierig werden...

 

Alternative zum Radsatztausch: Leitlack

Es gibt silberhaltigen Leitlack. Das ist ein Klarlack, der mit Silberpartikeln versetzt ist. Man kann damit eine nichtleitende Zone überbrücken, in unserem Fall die Kunststoffbuchse des isolierten Rades.

Das Problem ist, dass sich das Silber wegen seines Gewichtes sehr schnell absetzt. Man schüttelt den Lack kräftig durch, damit die Silberpartikel gleichmäßig verteilt sind. Wenn man dann nicht schnell ist, sind die meisten Partikel wieder abgesunken und man hat fast nur Klarlack am Pinsel. Oder man war schnell genug, dann wandern die Partikel im Pinsel an die tiefste Stelle.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leitlack-Methode mühsam und unzuverlässig ist.

 

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